- Saeculum obscurum
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[lateinisch »dunkles Jahrhundert«], von Caesar Baronius (* 1538, ✝ 1607) geprägte Bezeichnung für die Zeit zwischen 880 (Ende der karolingischen Epoche) und 1046 (Beginn der gregorianischen Reform). Der Zerfall des Karolingerreichs und die äußere Bedrohung (durch Muslime, Wikinger, Ungarn) führten vielfach zur Auflösung staatlicher Ordnung und zum religiös-kulturellen Niedergang, v. a. in Italien und Frankreich, während im werdenden Heiligen Römischen Reich (»Deutschland«) unter den Liudolfingern Heinrich I. und Otto I., der Große, eine neue Konsolidierung begann. Das Papsttum geriet in die Abhängigkeit rivalisierender römischer Adelsgruppen Mittelitaliens (z. B. Crescentier, Tuskulaner). Neben starken Verfallserscheinungen stehen jedoch weit wirkende Reformbewegungen im kirchlichen und kulturellen Bereich wie die Kanonikerreform, die lothringische und kluniazensische Reform oder die »ottonische Renaissance«.H. Zimmermann: Das dunkle Jahrhundert (Graz 1973).
Universal-Lexikon. 2012.